Chronik des Cthulhu-Mythos 1 by H.P. Lovecroft

Chronik des Cthulhu-Mythos 1 by H.P. Lovecroft

Autor:H.P. Lovecroft [Lovecroft, H.P.]
Die sprache: deu
Format: epub


Als Dr. Willett darum bat, einen Blick auf die geheimnisvollen Dokumente werfen zu dürfen, zeigte Ward sich sehr verhalten und versuchte zuerst, ihn mit Dingen wie der Kopie der Geheimschrift von Hutchinson und den Formeln und Diagrammen von Orne zufriedenzustellen. Zu guter Letzt zeigte er ihm dann doch einige der Curwen-Funde – Tagebuch und Aufzeichnungen, die Geheimschrift (dessen Titel ebenfalls verschlüsselt war) und die mit Formeln angefüllte Botschaft An Ihn, der dereynst kommen wird etc. – und erlaubte dem Arzt einen Blick auf einige Buchseiten, solange sie mit obskuren Schriftzeichen bedeckt waren.

Zudem schlug er das Tagebuch auf einer Seite auf, die er aufgrund ihrer Harmlosigkeit sorgsam ausgewählt hatte, und gab Willett einen Einblick in Curwens übliche Handschrift im Englischen. Der Arzt besah sich die schlecht leserlichen und wirren Buchstaben sehr genau, und er bemerkte, dass sowohl Schrift als auch Stil stark an das 17. Jahrhundert erinnerten, obwohl der Autor bis spät ins 18. Jahrhundert hinein gelebt hatte. Schnell war er überzeugt, dass das Dokument authentisch war. Der Text selbst war vergleichsweise belanglos, und Willett erinnerte sich nur an ein Bruchstück:

»Mittw. 16. Okt. 1754. Meine Schaluppe, die Wahefal, kam heut’ aus London mit XX neuen Männern aus Westindien, Spaniern aus Martineco und Niederländern aus Surinam. Daß die Niederländer desertieren, ist nicht undenkbar, da sie über dies Unterfangen übel Kund’ vernommen, doch möcht’ ich sie zu halten suchen. Für Mr. Knight Dexter vom Wirtshaus Bucht und Buch 120 Ballen Kamelott, 100 Ballen div. Kamelott-Imitat, 100 Ballen Schalaun, 20 Ballen blauer Düffel, 50 Ballen Kalamank, je 300 Ballen Shendsoy- und Humhum-Tuch. Für Mr. Green Zum Elephanten 50 Gallonen-Kessel, 20 Bratpfannen, 15 Siede-Kessel, 10 Paar Kohlenzangen. Für Mr. Perrigo 1 Satz Pfrieme. Für Mr. Nightingale 50 Ries vorzüglichstes Propatria. Letzte Nacht drey Mal das SABAOTH recitiret, doch nichts erschien. Muß weytere Kund von Mr. H. in Transsylvanien erhalten, gleichwohl er schwer zu erreychen ist; sonderlich, daß er nicht zu sagen vermag, wie das zu gebrauchen sey, was er seyt hundert Jahr so wohl gebrauchet. Simon hat seit V Wochen nicht korrespondiert, doch erwart’ ich bald Neues.«

Als Dr. Willett diese Stelle erreicht hatte und die Seite umblättern wollte, gebot ihm Ward rasch Einhalt und riss ihm das Buch förmlich aus der Hand. Von der nächsten Seite hatte der Arzt nur wenige Sätze sehen können, doch blieben diese ihm merkwürdigerweise im Gedächtnis haften. Sie lauteten: »Den Vers aus dem Liber-Damnatus hab ich V Walpurgisnachten und IV Allerseelen recitiret, und so bin ich guter Hoffnung, daß das Ding außerhalb der Sphaeren kreißet. Es wird Eynen küren, der da kommet, so ich nur garantieren kann, daß er seyn wird und der alten Dinge gedenkt und all die Jahr zurückblicket, und für den ich die Saltze oder den Weg, derer Saltze habhaft zu werden, bereytstellen muß.«

Mehr sah Willett nicht, doch verlieh schon dieser kurze Blick den gemalten Gesichtszügen Joseph Curwens, die überm Kamin leer herabstarrten, ein neues, unbestimmtes Grauen. Nachher plagte ihn die sonderliche Vorstellung – die seine medizinische Ausbildung selbstverständlich als bloße Grille abtat –, dass die Augen



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